Es begann alles an diesem einem Tag, an dem ich mich an der Umsetzung einer Modifikation des TRANSVERSALIS-Cantus versuchte. Mein Ziel war es, die Stadt des Lichts in Gareth zu besuchen – eine Entfernung von etwa 260 Meilen. Diese Anstrengung hätte zwar üblicherweise meine Expertise im TRANSVERSALIS-Cantus überstiegen, aber ich war zuversichtlich, dass meine modifizierte Application dieses Cantus ein deutlich höheres Resultatum erzielen würde. Plötzlich stand ich mitten im Eis und wurde von einer Elfe und einem Yeti begrüßt. Die Elfe berichtete mir, ich sei im Yetiland – ich hatte eine Entfernung von etwa 1.600 Meilen zurückgelegt. Ich hoffe inzwischen ernsthaft, diese Modifikation replizieren zu können, denn dies wäre im wahrsten Sinne des Wortes ein Meilenstein in der Magica moventia.
Doch zunächst war ich so vollkommen fasziniert von dem Gedanken, einer leibhaftigen Elfe zu begegnen, dass ich beinahe die niederhöllische Kälte um mich herum vergaß. Ich fragte sie, ob sie sich für eine umfassende Examinatio breit erklärte – vielleicht fände ich ja Hinweise auf meine Theorie zur Herkunft der Elfen – doch diese lehnte meine Anfrage brüsk ab. Ich suspiziere hier kulturelle Vorbehalte im Volk der Elfen, allerdings wäre dies noch genauer zu analysieren. Sie erklärte mir, ich sei auf eine Gruppe gestoßen, die, angeleitet vom Thorwaler Seefahrer Asleif Phileasson, eine Wettfahrt mit diversen Aufgaben um den gesamten Kontinent herum unternahm. Ich erkannte hierin eine Chance, arkane Phänomene des gesamten bekannten Welt untersuchen zu können, auf deren Basis ich dann weitere Theorien und Forschungen stützen könnte. Ergo erbat ich eine Audienz bei jenem Herren Phileasson. Er sagte mir, ich könne mich seiner Expedition anschließen, müsse jedoch bedenken, dass es sich um eine Wettfahrt handele, bei der ein zeitlicher Aspekt integraler Bestandteil sei, so dass ich nicht immer die Möglichkeit zu ausführlichen Analysen haben würde. Ich bedachte dies kurz und kam zu dem Schluss, dass ich die besonders interessanten Orte wohl zu einem späteren Zeitpunkt mit Hilfe eines modifizierten TRANSVERSALIS-Cantus erneut aufsuchen und nähere Analysen durchführen könnte. Ich stimmte also der Teilnahme zu.
Phileasson stellte mir einige Mitglieder seiner Excursio vor, wobei ich im Folgenden einige benennen möchte, die sich besonders hervorhoben.
Ad primo wäre dort mein Collega von der Königlich Andergastschen Lehranstalt des Arkanen Kampfes zum Trutz wider Nostria zu nennen. Er ist aus meiner persönlichen Rezeption sowohl eine gutes als auch schlechtes Beispiel für unseren Stand. Im guten Sinne ist er ein hervorragendes Exemplum für die enorme Vielfalt unserer Gilde und unseres Standes. Seine Herangehensweise an die arkanen Künste ist von durchaus pragmatischer Natur und stets hinterfragt er den Nutzen, den ein Cantus haben könnte. Im schlechteren Sinne zeigt er jedoch auch, wie wenig Wert mancherorts auf die wissenschaftliche Grundlage unserer Profession gelegt wird. In exemplum sei hier auch seine konsequente Weigerung zu nennen, sich ordentlicher Fachsprache zu bedienen – so bezeichnet er insbesondere seine Canti als „Zauber“, wie es das gemeine Volk wohl ebenfalls tun würde. Sein Wirken der Magica combattiva möchte ich jedoch durchaus impressiv nennen. Vielleicht ist er zu gegebener Zeit bereit, einen Austausch von Wissen zu tätigen. Die folgenden Ereignisse haben mir gezeigt, dass es sich als überaus nützlich erweisen könnte, einige Zauber der Magica combattiva zu erlernen. Tatsächlich begann er auch, nachdem ich begann, Ausführungen zu meiner Theorie der vereinheitlichten Magietheorie zu machen, zu disputieren, dass Logik und Intuition wohl unvereinbar seien, was jedoch den Schriften von Wulfhelm Praiostreu Kruger, in exemplum der Schrift Der intuitionistische Ansatz der Logik, zu widersprechen scheint. Vielleicht sollte ich meinem Collega einmal das Studium dieses durchaus seltenen Buches empfehlen.
Ad secundo tat sich ein wohl ehemaliger Offizier der Honinger Akademie hervor, der scheinbar von höherem Stande ist. Auch dieser zeigte sich von sehr pragmatischer Natur und er neigt wohl dazu, jeden Menschen ob seines militärischen Wertes einzuschätzen. In dieser Hinsicht mag ich ihm wohl unnütz erscheinen, denn meine militärische Expertise ist faktisch nicht vorhanden.
Ad tertio lernte ich noch die Golgaritin Alwen kennen, die – wie scheinbar üblich in ihrem Orden – eher schweigsam und einsilbig ist. Sie hat die Tendenz Fragen eindeutig und ohne Umschweife zu beantworten. Ihre Kampfkraft dürfte unserem Offizier wohl zur Ehre gereichen, doch ist die schweigende Art, wie sie im Kampfe auftritt – während andere mit Rufen und Schreien ihre Kraft unterstützen mögen – schon beinahe unheimlich zu nennen.
Ad quarto ist da noch eine Auelfe, der ich hin und wieder translatierte. Meine Kenntnis des Isdira ist zwar nicht sehr umfassend, doch scheinbar besser als ihre Kenntnis des Garethi. Ob der suspizierten kulturellen Vorbehalte gegenüber einer umfänglichen Examinatio habe ich diese Auelfe bislang noch nicht um eine selbige gebeten, sollte ich doch zunächst eruieren, wie dies – ohne ihre Intimität zu verletzen – möglich sein könnte.
Nun noch zum Geschehen. Die Reisegruppe hatte die Aufgabe zu erledigen, einen „zweizähnigen Kopfschwänzler“ lebendig zu fangen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie eine solche Kreatur wohl aussehen würde, denn in keinem der zoologischen Bücher, die ich bislang studiert hatte, war je die Rede von solch einer Bestia. Wir brachen am nächsten Tage auf in ein Tal, das wohl durch vulkanische Aktivitäten relativ warm war. Der Einlass wurde von Yetis bewacht, die wohl im Tal lebten, und die von jedem, der sich an der Jagd beteiligen wollte, ein Geschenk verlangten. Ob der Tatsache, dass ich in meinen bescheidenen Utensilien nichts von Wert für die Yetis hatte, überreichte Phileasson ihnen einen Dolch in meinem Namen. Ich werde dies wohl wieder gutmachen müssen.
Im Tale stießen wir zunächst auf einen warmen See, der von einem Großteil der Reisegemeinschaft sofort zum Bade genutzt wurde. Einzig unser Offizier und die Golgaritin hielten es für sinnvoll, sich des Bades zu enthalten und lieber Wache zu stehen, ob unbekannter Gefahren. Auch ich selbst hielt ein Bade zu diesem Zeitpunkt für nicht erforderlich, war ich doch nicht von wochenlanger Reise geplagt wie jene, in deren Gesellschaft ich mich nun befand. Nun ergab sich doch leider eine Komplikation. Mir fiel ein Baumstamm auf, der durch das Wasser auf meine Reisegefährten zu trieb. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies kein Baumstamm, sondern vielmehr ein Alligator war und zwei weitere waren direkt dahinter. Gemäß dem Bestiarum von Belhanka sollten diese Wesen in solch kalter Umgebung jedoch nicht überlebensfähig sein, es ist wohl nur der vulkanischen Aktivität in diesem erwärmten Tale zu verdanken, dass diese Wesen hier ein Leben führen können. Damit bliebe noch die Frage offen, wie solche Echsischen so weit in den Norden vorgedrungen sein können. Ich suspiziere hierbei, dass in der Nähe wohl ein uralter Außenposten einer ehemaligen echsischen Hochkultur liegen muss. Auch die Berichte der folgenden Erkundungsgruppen über vermeintliche Hornechsen lässt darauf schließen, dass diese Wesen hier bereits seit Äonen leben müssen, würden sie doch kaum eine Wanderung in diese Gefilde überleben, auch müssten hierzu wohl vereinzelte Gruppierungen zwischen Gareth und dem Yetiland anzutreffen sein, was gemäß der von mir studierten Bücher nicht der Fall ist – allerdings bin ich nur begrenzt in der Kunde der Fauna gebildet. Ein Erforscher nördlicher Relikte alter Echsenkulturen könnte jedoch hier eine Expedition durchführen. Ich werde diesen Ort auf jeden Fall als untersuchenswert behalten. Mit einigem Aufwand konnten die Kreaturen ohne Verluste unsererseits bekämpft werden – ein tragischer Vorfall, denn vermutlich löschten wir die gesamte Population einer seltenen Spezies aus.
Wie bereits erwähnt, folgte auf diesen bedauerlichen Zwischenfall die Erkundung des Tales durch kleinere Gruppen. Ich selbst beobachtete unseren mohischen Reisegefährten bei der Zerlegung der erlegten Alligatoren, deren Fleisch wir wohl als Ration mitnehmen sollten. Es sei anzumerken, dass das Fleisch des nördlichen Alligators in seiner Konsistenz und geschmacklichen Ausrichtung durchaus Similaritäten zum gemeinen Huhn aufweist, wodurch dieses bekömmlicher war, als ich befürchtete. Die Zerlegung gab mir wiederum etwas Aufschluss ob der anatomischen Konstitution dieser Kreaturen – wenn sie denn schon ausgelöscht wurden, sollten sie doch auch wissenschaftlich dokumentiert werden, weswegen ich mir ausführliche Notizen und Zeichnungen anfertigte.
Die Erkundung ergab bald, dass man eine kleinere Gruppe der „zweizähnigen Kopfschwänzler“ auffand. Als ich zum ersten Male einer dieser Kreaturen ansichtig wurde, erkannte ich sie als die Wesen, die im Bestiarum von Belhanka mit dem Begriffe „Mammut“ bezeichnet wurden. Ich schlug Phileasson vor, eines dieser Wesen mittels des BAND UND FESSEL-Cantus von der Herde zu separieren und anschließend zu fesseln und zum Schiff zu bringen, um die erste Queste zu absolvieren. Unser Offizier schlug einen alternativen Plan mittels einer Fallgrube vor, falls der Versuch mittels arkaner Künste misslingen sollte. Mein Collega forderte, ich solle den Cantus zunächst üben, was ich an einem Kaninchen versuchte, welches sich jedoch des Experimentes entzog. Ergo ging ich davon aus, dass meine Studien der Thesis wohl ausreichen müssten. Und in der Tat – sie reichten aus. Am folgenden Tage umschritt ich langsam, vorsichtig und konzentriert eine dieser ehrfurchtgebietenden Kreaturen, in der stillen Hoffnung und meine Gebete an die Götter richtend, sie möge nicht erschrecken und mich zu Tode trampeln. Diese Schriften bezeugen, dass eben jenes nicht geschah, denn es gelang mir ohne Probleme, meine astrale Potentia zu sammeln und die Kreatur in einen Kreis zu bannen. Ich vermeldete meinen Geführten den Erfolg, woraufhin sie den Rest der Herde durch lautes Gebrüll verscheuchten und die Kreatur schließlich mit Seilen niederrangen – was durchaus einige Zeit in Anspruch nahm.
Die Golgaritin nutzte nun ihre exemplarischen Reitkünste, um die Kreatur in den folgendem Tagen zur Seeadler – dem Schiff Pileassons – zu lenken, wodurch die erste Queste als erfolgreich absolviert galt. Wir erhielten die Information, dass Phileassons Konkurrent, ein Mann namens Beorn, bereits drei Tage Vorsprung zur nächsten Queste hatte und es war Phileassons Wunsch, sofort zum Turm aufzubrechen, der Dere und Himmel verbinden soll und wo die nächste Queste auf unsere Gruppe wartet.
– Diarium
von
Adeptus Gaius Sapiento Alaga