In diesem Monat hat Blechpirat für den Karneval der Rollenspielblogs das Thema Orte und Locations initiiert. Dies ist nun der nächste Beitrag der Reihe Strange Locations.
Ein Lebender Körper
Vorlagen zu dieser Idee gibt es im Modernen Film (Die Reise ins Ich), aber auch schon im Alten Testament (Jona und der große Fisch): Ein Charakter wird in einem lebenden Körper gefangen. Dies ist wirklich eine Strange Location, denn hier gelten ganz andere Regeln, es gibt ganz andere Gegner und Gefahren, aber es gibt letzten Endes nur ein Ziel: Wieder raus hier! Ich möchte hier einige Ideen geben, um mal ein Abenteuer einer ganz anderen Art anzuregen: Die Charaktere befinden sich innerhalb eines lebenden Wesens.
Wie kommt man dort hin?
Im Film wird ein komplettes U-Boot miniaturisiert und per Injektion in den Körper gebracht, im Alten Testament wird Jonas einfach verschluckt. Es kann schon ein eigenes Abenteuer darstellen, um in einem lebenden Körper gefangen zu werden. Miniaturisierungsstrahler oder Magie sind nur zwei der Möglichkeiten. Vielleicht existiert auch ein Portal, das die Charaktere in den Körper eines Riesen versetzt oder sie schrumpfen lässt. Göttliche Fügung (oder gar Strafe wie im Fall von Jonas) sind ebenfalls Möglichkeiten, durch die die Charaktere in einem anderen Wesen gefangen werden können.
Vielleicht gibt es aber auch eine neue „Geheimwaffe“, die Menschen verschwinden lässt. Tatsächlich werden sie aber einfach auf mikroskopische Größe geschrumpft. Die Charaktere müssen nun diese Waffe in Sicherheit bringen, wobei sie versehentlich „getroffen“ werden und schließlich werden sie vom nächsten Hasen eingeatmet. Das alleine wäre schon ein ganzes Abenteuer wert, das dann damit endet, dass die Charaktere im Körper eines Hasen gefangen sind.
Welche Gefahren drohen dort?
Bedenkt man, was ein „normales“ Immunsystem leisten kann, ist der Aufenthalt im einem fremden Körper schon grundsätzlich gefährlich. „Fresszellen“ greifen Fremdkörper an und versuchen diese zu verschlingen. Das Verdauungssystem ist darauf ausgelegt, alles Organische zu zersetzen und vielleicht ist die Säure-gefüllte Höhle, in der die Charaktere aufwachen in Wahrheit nur der Magen eines extrem riesigen Drachen (dann wird es wohl auch noch etwas heiß werden).
Normale Gegner wird man wohl kaum antreffen, sofern diese nicht auch ein Interesse daran haben, in den Körper einzudringen (oder sich dort ebenfalls verirrt haben). Für Spielleiter bedeutet diese unter Umständen einen großen Aufwand, da er die Körperfunktionen in Spiel-technische Werte umsetzen muss. Für Fresszellen kann man als SL wohl durchaus die Werte von Gallertwürfeln oder Riesenamöben verwenden (sofern solche vorliegen), aber wie man die Verdauung und die Ausscheidung über Nieren und Blase simuliert ist nicht so einfach festzulegen.
Zudem sollte man bedenken, dass wenn die Charaktere die Größe von Zellen haben, auch Bakterien und Viren nun immens groß sind und man mag sich vielleicht gar nicht vorstellen, was passiert, wenn der genannte Riesendrache plötzlich lebende Wesen verspeist, die dann auch noch vorhanden sein können. Man stelle sich nur den lebendig verschlungenen Nekromanten vor, der im Magen eines Riesendrachen vermutlich viele tote Körper zur Verfügung hat, die halb verdaut und mit Magensäure bedeckt die Charaktere angreifen. Das ist zwar etwas eklig, erhöht aber durchaus die Gefahr, die von diesen Untoten ausgehen kann (ganz abgesehen davon, dass der Riesendrache vielleicht auch noch mit Magenkrämpfen reagiert)…
Wie kommt man wieder hinaus?
In manchen Fällen reicht es wohl nicht einfach aus, nur „hinaus“ zu kommen, denn wenn man verkleinert wurde, muss man auch noch einen Weg finden, wieder die „normale“ Größe zu erhalten. Auch das kann wieder ein ganz eigenes Abenteuer sein. Ebenso wie das wieder hinaus kommen. Möchte man sich wirklich „ausscheiden“ lassen? Wie wirkt das denn, wenn davon jemand erfährt? Vielleicht gibt es ja andere Möglichkeiten. Da sind der Kreativität von SL und Spielern wohl kaum Grenzen gesetzt. Vielleicht reicht es ja aus, wie Rotkäppchen aus dem „Bauch heraus geschnitten“ zu werden, aber wahrscheinlich ist da etwas mehr Aufwand nötig…